Was in 2014 ?


Bild: @Sigurd Roeber

Seit Jahrzehnten schon fühlt das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zum Jahresende den Puls der Industrie. Und der schlägt gerade lebhaft. Mehr als die Hälfte der befragten 48 Wirtschaftsverbände gaben an, die Stimmung sei heute besser als vor einem Jahr. Noch größer ist die Zahl der Verbände, die optimistisch in die Zukunft schauen.

"Alle tragenden Industriebranchen erwarten, dass es im nächsten Jahr eine Produktionsausweitung geben wird gegenüber 2013", sagt IW-Direktor Michael Hüther. "Das gilt auch für Industrien, die vor einem Jahr noch zögerlich waren, etwa die Automobilbranche, die Stahlbranche, die Elektroindustrie oder die chemische Industrie."

Banken sind pessimistisch

Nur in wenigen Branchen ist die Stimmung gedrückt. Dazu gehören, wenig überraschend, der Bergbau, der seit Jahren dem eigenen Ende entgegen sieht, und die Finanzbranche, die unter Krisenfolgen, Regulierung und Stellenabbau leidet. Auch die Energiewirtschaft und die Papierindustrie sind pessimistisch.

Der große Rest jedoch freut sich. Das liegt vor allem an der stabilen Konjunktur in Deutschland, die im nächsten Jahr deutlich anziehen soll, so die Prognosen. Trotzdem entstehen keine neuen Jobs. Die Zahl der Verbände, die Stellen ab- bzw. aufbauen, hält sich die Waage, die meisten erwarten keine Veränderung. "Das hat damit zu tun, dass Unsicherheiten über die Arbeitsmarktregulierung mit der neuen Regierung verbunden sind", sagt der IW-Direktor.

Dass Hüther die Ergebnisse der Verbandsumfrage direkt in politische Forderungen übersetzt, ist nicht überraschend. Sein Institut wird von den Verbänden und Unternehmen finanziert, es gehört also zu den Aufgaben des Konjunkturforschers, die Sorgen der Industrie zu betonen.

Arbeit und Energie

Alles, was die Kosten für Arbeitskräfte erhöhen könnte, ist im Arbeitgeberlager unbeliebt, vom Mindestlohn bis zu höheren Rentenbeiträgen. Ebenfalls weit oben auf der Liste der Sorgen stehen die Energiekosten. Schon seit Anfang des Jahrtausends investierten viele Unternehmen deswegen weniger in Deutschland, als eigentlich nötig wäre, sagt Hüther. "Mit den Energiekosten, die wir heute haben, werden wir die Industrie in Deutschland nicht halten können."

In der neuen Bundesregierung ist nicht mehr der Umwelt-, sondern der Wirtschaftsminister für die Energiewende zuständig. "Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat gesagt, dass nichts gewonnen ist, wenn wir die Energiewende gegen die Wirtschaft und gegen die Bürger machen", so Hüther. "Wenn die Arbeitsplätze verloren gehen, haben alle verloren."

Die Umfrage 2012 hatte die Industrie noch sehr pessimisch beantwortet. Nicht ein einziger Verband glaubte damals, die Lage würde sich im Laufe des Jahres verbessern. Vor allem die Eurokrise machte den Firmen Angst. Davon ist in der aktuellen Umfrage nichts mehr zu spüren. Vor allem die Versicherung von Zentralbank-Chef Mario Draghi, notfalls alles für den Euro zu tun, hätte Unternehmer aller Branchen etwas beruhigt, so Hüther.

Dass die Wirtschaft in den großen Schwellenländern wie China, Indien und Brasilien derzeit nicht so stark wächst wie erwartet, verfolgt die exportabhängige deutsche Industrie genau. Ein Anlass zu großer Sorge aber ist es nicht - vielleicht auch, weil sich daraus keine Forderungen an die Bundesregierung ableiten lassen.

Autor: Andreas Becker

Redaktion: Danhong Zhang


Sigurd A.Röber

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