The DAO: Ein Unternehmen ohne Chef sammelt in nur 3 Wochen 160 Millionen Dollar ein



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The DAO: Ein Unternehmen ohne Chef sammelt in nur 3 Wochen 160 Millionen Dollar ein
// t3n News

Kann ein Unternehmen ohne CEO und Manager funktionieren? The DAO ist ein radikales Experiment rund um die Blockchain und die Cryptowährung Ethereum, die in Sachen Crowdinvestment alle Rekorde bricht – dezentral und autonom.

Mehr als 160 Millionen US-Dollar hat The DAO innerhalb von drei Wochen mittels Crowdinvestment eingesammelt. Doch was genau ist eigentlich The DAO?

DAO steht für „Distributed Autonomous Organization" und bei The DAO handelt es sich um eine Organisation, die auf der Bitcoin-Alternative Ethereum basiert. Die Initiatoren sehen das Ganze als Modell für eine neue Art von Organisation, die komplett auf die Blockchain statt auf herkömmliche Geschäftsstrukturen setzt.

The DAO sieht sich selbst als "Mutter aller DAOs". (Screenshot: The DAO)
The DAO sieht sich selbst als "Mutter aller DAOs". (Screenshot: The DAO)

Crowdfunding macht The DAO zum erfolgreichsten Projekt aller Zeiten

The DAO hat am 30. April 2016 ein Crowdfunding gestartet, bei dem Investments weder in harter Währung noch in Bitcoins eingesammelt werden. Stattdessen setzt man auf die Ethereum-Plattform. Teilnehmer können bis zum 28. Mai sogenannte DAO-Token mit Ether – der Kryptowährung der Ethereum-Plattform – erwerben.

The DAO könnte die 200-Millionen-Dollar-Marke noch vor dem Ende des Token-Sales am 28.5.2016 knacken. (Screenshot: The DAO)
The DAO könnte die 200-Millionen-Dollar-Marke noch vor dem Ende des Token-Sales am 28.5.2016 knacken. (Screenshot: The DAO)

Bei den Token handelt es sich vereinfacht gesagt um Anteile, die dem Halter ein Stimmrecht geben. Sie sollen allerdings nach der Zeichnungsphase auch gehandelt werden können. So mancher Investor verspricht sich so nach dem 28. Mai satte Gewinne. Bisher konnte The DAO rund 160 Millionen US-Dollar einsammeln und ist damit schon vor Ende der Zeichnungsphase das erfolgreichste Crowdinvestment aller Zeiten.

The DAO erinnert an einen offenen Venture-Kapital-Fonds

Doch was hat The DAO mit diesem durchaus stattlichen Betrag vor? Das Kapital soll unter anderem dazu verwendet werden, um sich an Startups zu beteiligen, die Anwendungen und Dienste rund um Ethereum entwickeln.

(Screenshot: The DAO)
(Screenshot: The DAO)

In mancher Hinsicht ähnelt The DAO damit einem traditionellen Venture-Fonds – mit dem kleinen aber feinen Unterschied, dass keine Fonds-Manager darüber entscheiden, in welche Startups investiert wird, sondern die Masse. Und genau hier kommen die DAO-Token ins Spiel: Proportional zur Anzahl der gehaltenen Token erhält man Stimmrechte.

Doch es bleibt nicht bei der Wahl der Unternehmen, in die investiert werden soll. Die Nutzer wählen auch, wieviel in ein Startup investiert wird, ob sie eine prozentualen Teil der Profite oder Anteile an dem Startup erhalten und ähnliche Aspekte. Denkbar sind viele Variablen und alle Aspekte werden in sogenannten „Smart Contracts" festgehalten.

(Screenshot: The DAO)
So geht die Organisation mit Vorschlägen um. (Screenshot: The DAO)

Jeder Halter von Token kann auch eigene Vorschläge einbringen und zur Wahl stellen. Dabei kann es sich neben unterstützenswerten Produkten oder Diensten auch um Änderungen am DAO-Code oder Features wie ein GUI handeln. Vorschläge werden in englischer Sprache verfasst und mittels Code in Form der Smart Contracts eingebracht. Diese Verträge regeln dabei das Verhältnis zwischen DAO und Auftragnehmer. Damit ein Vorschlag zur Wahl gestellt werden kann, braucht es zwei Parameter: Zum einen muss der Vorschlag mindestens für zwei Wochen zur Debatte gestellt werden und zum anderen bedarf es einer Mindestbeteiligung von 20 Prozent aller Nutzer.

(Screenshot: The DAO)
The DAO funktioniert grob wie ein Venture-Fonds. (Screenshot: The DAO)

Laut dem Manifest von The DAO soll das Projekt eine neue Form der geschäftlichen Organisation erproben. Das Kapital, das man kontrolliert, soll dafür verwendet werden, Projekte zu unterstützen, die The DAO und seinen Mitgliedern einen Return on Investment oder andere Benefits bieten.

Deutsches Startup Slock.it mit eigenem Vorschlag

Einen der ersten Vorschläge überhaupt bei The DAO hat das deutsche Startup Slock.it eingebracht, das sich auf Anwendungen rund um die Blockchain sowie das Internet of Things spezialisiert hat. Ein weiteres Startup, das mittels DAO-Vorschlag um Kapital wirbt, ist Mobotiq. Das Unternehmen will Elektrofahrzeuge mittels P2P und Blockchain vermieten. Mit der Integration von Ethereum könnten so völlig autonome, sich selbst vermietende E-Autos realisiert werden.

Das deutsche Startup slock.it gehört zu den Pionieren auf The DAO. (Screenshot: The DAO)
Das deutsche Startup Slock.it gehört zu den Pionieren auf The DAO. (Screenshot: The DAO)

Gefahren und Ausblick

The DAO weist eine verteilte Open-Governance-Struktur auf und birgt damit die Gefahr einer feindlichen Übernahme durch eine 51-Prozent-Mehrheit. Um das zu vermeiden, setzt die Organisation auf Kuratoren, die unter anderem eine Whitelist kontrollieren, die Auftragnehmer beinhaltet, die berechtigt sind, Ether von der Organisation zu erhalten. Die Kuratoren werden von den DAO-Token-Haltern nominiert und können jederzeit – auch ohne Grund – abgewählt werden.

Insgesamt handelt es sich bei The DAO um ein wirklich spannendes Experiment, dessen Ausgang noch ungewiss ist. Weitere Informationen zu einem Investment in The DAO gibt es zum Beispiel bei Altcoinspekulant, der einen kurzfristigen Gewinn von 50 bis 100 Prozent prognostiziert. Doch auch kritische Stimmen finden sich im Netz. So zum Beispiel bei The Coinspondent.

Disclosure: Der Autor hält selbst sowohl ETH als auch DAO-Token.



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Sigurd A.Röber

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