Top-Ökonom Thomas Straubhaar: Wir müssen die Nerds zu Chefs machen



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Top-Ökonom Thomas Straubhaar: Wir müssen die Nerds zu Chefs machen
// t3n News

Um die Digitalkompetenz deutscher Vorstände ist es nicht gut bestellt, sagt der bekannte Ökonom Thomas Straubhaar – und eine aktuelle Studie gibt ihm recht. Sein Rezept: Junge Nerds zu Chefs machen.

Thomas Straubhaar gehört zu den bekanntesten deutschsprachigen Ökonomen – bis Sommer 2014 war er Chef des Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Instituts (HWWI).  Nun macht er sich Sorgen um die digitale Kompetenzlücke in deutschen Unternehmen.

„In Kinderzimmern findet sich mehr digitale Kompetenz als in den Chefetagen der Wirtschaft", beginnt Straubhaar einen aktuellen Gastkommentar für die Welt überspitzt. Dieses Urteil sei zwar  „zu harsch" aber „vielleicht doch realistischer, als es manchem deutschen Betrieb lieb sein sollte."

Wieso nicht knapp den Kinderzimmern entwachsene, für die neuen Welten der Digitalisierung brennende Nerds und Freaks rascher in den Vorstand berufen?

Die Lösung ist für Straubhaar einfach: „Wir brauchen Nerds und Freaks auf Chefposten." Je älter die Vorstände, desto größer sei die digitale Kompetenzlücke. Vor allem eigentümergeführte, mittelständische Unternehmen seien gefährdet, Tempo und Intensität des digitalen Wandels zu unterschätzen.

Straubhaar: Erfolge der Vergangenheit führen an die Spitze

Ein wichtiger Grund für die Digitalisierungsdefizite sieht Straubhaar in der Art, wie Vorstände und Geschäftsführer ausgesucht werden. „Fähige und ambitionierte Kandidaten müssen sich Stufe für Stufe in die Chefetagen hocharbeiten. Das dauert meist Jahre, wenn nicht Jahrzehnte", schreibt der Ökonom.

Es seien daher die Erfolge der Vergangenheit, die an die Spitze führen. „Oft sind es lange gepflegte Netzwerke und – gerade in Familienunternehmen – verwandtschaftliche Seilschaften, die auf dem Weg nach oben weiterhelfen."

Dadurch säßen in den Vorständen und Aufsichtsräten mittelständischer Firmen häufig Manager und Kontrolleure, deren Kompetenzen auf Wissen und Können alter Technologien beruhe. Belegschaft und Management bildeten dann häufig eine Front in der Abwehr der Digitalisierung zur Sicherung alter Machtpositionen. Sein Appell: „Wieso nicht knapp den Kinderzimmern entwachsene, für die neuen Welten der Digitalisierung brennende Nerds und Freaks rascher in den Vorstand berufen?"



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Sigurd A.Röber

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