Soziale Netzwerke überholen Zeitungen als Nachrichtenquelle – und alle so: „Panik!“



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Soziale Netzwerke überholen Zeitungen als Nachrichtenquelle – und alle so: „Panik!" [Kolumne]
// t3n News

Soziale Netzwerke überholen Zeitungen als Nachrichtenquelle, lautet eine News in dieser Woche – und führt zu Diskussionen darüber, ob Informationen im Netz qualitativ minderwertig seien. Andreas Weck sieht das nicht so.

Es geht mal wieder alles den Bach runter, liebe Leser. Und warum? Weil ein Teil von euch auf diesen Artikel über soziale Medien gestoßen ist – und er nicht gedruckt in einer Zeitung steht. Der Digital News Report von Reuters kam in diesem Monat zu dem Ergebnis, dass mehr Menschen sich inzwischen über Facebook, Twitter und Co. informieren als über Zeitungen. Dafür wurden in Deutschland etwa 2.000 Internet-Nutzer befragt.

Der Tod der seriösen Information: Das Internet ist schuld – mal wieder!

Soziale Netzwerke überholen Zeitungen als Nachrichtenquelle. (Grafik: Netzoekonom.de)
Soziale Netzwerke überholen Zeitungen als Nachrichtenquelle. (Grafik: Netzoekonom.de)

Die Meinungen dazu ließen nicht lange auf sich warten. Verfolgt man die kritischen Diskussionen dazu im Netz, liest man häufiger, dass das Medium „Internet" leider qualitativ nicht mit Zeitungen mithalten könne und dass Informationen im Social Web überhaupt viel zu oft falsch seien. Mein Gedanke dazu: Mag hier und da so sein, aber das liegt doch nicht an den sozialen Netzwerken oder dem Internet selbst, sondern vielmehr an den Informationshändlern darin.

„Anonymous .kollektiv ist nicht Facebook."

Klar ist, ins Internet kann jeder schreiben. Über Facebook erreichen viele Populisten und Demagogen große Teile der Gesellschaft und füttern sie mit Falschinformationen. Die inzwischen gesperrte Facebook-Seite Anonymous.kollektiv galt diesbezüglich als Paradebeispiel – rechte Hetze und Hass überall, Beiträge, die sich wenig bis gar nicht auf haltbare Informationen stützten. Und doch ist Anonymous.kollektiv nicht Facebook und schon gar nicht das Internet. Es ist nur ein Teilnehmer darin.

Auf der anderen Seite stehen jedoch auch Investigativ-Verbünde wie ProPublica oder Correctiv.org, die über digitale Medien ihre Rechercheergebnisse an Bürger und Medien weiterleiten – auch und vor allem über soziale Netzwerke. Durch die Einsparung von Druck- und Vertriebskosten werden diese Journalismus-Projekte überhaupt erst in die Lage versetzt, aufwändige und investigative Recherchen zu finanzieren, die für andere Medien inzwischen zu kostenintensiv geworden sind.

Wenn ein Leser also über Facebook, Twitter oder ein anderes soziales Medium einen Beitrag von beispielsweise SZ.de liest, wird er dann unglaubwürdiger, nur weil er nicht in der gedruckten Süddeutschen Zeitung steht? Wer das glaubt, liegt meiner Meinung nach falsch. Nicht digitale Medien sind das Problem, sondern die Menschen darin, die leider zu wenig Medienkompetenz besitzen, um die seriösen von den unseriösen Protagonisten zu unterscheiden. Ich finde, darüber lohnt es sich eher zu diskutieren.

Für mich steht fest: Aus Scheiße wird nicht Gold, nur weil es gedruckt steht – und andersherum genauso wenig. Ich dachte eigentlich, dass dieser Kulturpessimismus endlich abgehakt wäre.

Weitere Kolumnen-Artikel aus „Aufgeweckt" findet ihr hier. Hier könnt ihr dem Autor zudem auf Facebook und Twitter folgen.

via netzoekonom.de



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Sigurd A.Röber

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